Posten 10: Geschichte

Die Entstehung des Oberrheingrabens vor mehr als 35 Mio. Jahren markierte den Beginn der Ausformung des Schwarzwalds und seiner Ausläufer. Massive Aufwölbungen, Überlagerungen und Zerwürfnisse von Gesteinsschichten gaben der Region ihre grobe Gestalt. Prägend für die heutige Landschaft waren jedoch die Wechsel von Warm- und Kaltzeiten im Pleistozän (2,6 Mio. – 10'000 Jahre v. Chr.). Die oszillierenden Gletscher mit ihren Eiswasserströmen in der Kaltzeit sowie die Schmelzwässer der Gletscher in der Warmzeit schnitten sich immer tiefer in den Untergrund ein und führten zu grossflächigen Um- und Ablagerungen von Erde, Geröll und Schotter. Von den vier grossen Eiszeiten überdeckte jedoch nur die dritte und grösste Eiszeit – die Riss-Kaltzeit – das heutige Wiesegebiet vollständig, sodass hier vor allem die Wassererosion die treibende Kraft war.

Die Wasserströme schufen in dieser Zeit neue Fliesswege und begannen so schrittweise, einen eigenen Talboden zu bilden, in dem sie frei mäandrieren konnten. Die Kraft dieser Schmelzwasserströme und die enthaltenen Ablagerungen zeigen sich in Basel besonders gut: Hier wirkte die Wiese in ihrer Mündung so stark auf den Rhein ein, dass dessen Flussbett sukzessiv um fünf Kilometer nach Südwesten abgedrängt wurde. Die sich durch diese Prozesse bildenden Terrassenniveaus sind heute teilweise noch nachvollziehbar – so verläuft beispielsweise der Riehener Siedlungsrand zum Landschaftspark hin grösstenteils entlang der vor 6'000 bis 2'500 Jahren entstandenen Niederterrasse. Die mäandrierende Wiese schuf so bis zum Beginn der systematischen Wiesekorrektion vor ca. 200 Jahren ein vielfältiges Auengebiet.

Während die Siedlungen von Riehen und Weil am Rhein auf den Niederterrassen entstehen (dort sind sie vor den Überschwemmungen der Wiese geschützt), ist die Nutzung der Flussauen für den Menschen gefährlich. Die regelmässigen Überschwemmungen bringen zwar Schlammablagerungen mit sich und stellen damit fruchtbare Böden dar, gleichzeitig ist deren Nutzung mit Gefahren verbunden. Seit dem Jahr 1562 werden Uferverbauungen schriftlich erwähnt. Mit Wiese-Korrektionen (Schutzbauten) versuchen die Bauern der Wiese Stabilität zu geben. Im 18. und 19. Jahrhundert wird die Wiese systematisch verbaut. Es werden grossflächig Weiden und Erlen zum Schutz der Ufer angebaut. Damit wird zwar das nutzbare Land gesichert und vergrössert, gleichzeitig fallen aber auch die mit den Hochwassern verbundenen Schlammablagerungen weg, welche die Böden fruchtbar machten. Mit einem System aus Bewässerungskanälen («Tychen», «Wuhrgräben») wird die Wiese-Ebene kontrolliert überflutet, um dies Fruchtbarkeit zu erhalten. Diese künstlichen Gewässer werden neben der Bewässerung auch zur Energiegewinnung und zur „Entsorgung“ genutzt. Im 19 Jahrhundert siedeln sich Mühlen (z. B. Tabakmühle, Kornmühle, Walkmühle, Gewürzmühle) aber auch weitere Gewerbebetriebe an. Zu finden sind Gerbereien, Messerschmieden, Sägereien und Waschhäuser. Sie alle nutzen die Wasserkraft der Wiese und deren Nebengewässer. Das fast kalkfreie Wasser wird später auch durch die Seidenfärbereien, Lack- und Farbfabriken genutzt. Damit bilden sie die „Keimzelle“ der chemischen und pharmazeutischen Industrie Basels. Noch heute sind die Nebengewässer der Wiese prägende Landschaftselemente und zeugen von den vielfältigen Nutzungen im Landschaftspark Wiese.

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